Pondering History

Surprising Facts, Insights and Interpretations

Ennetbirgische Feldzüge der Eidgenossen

Vorspann und Episoden der italienischen Renaissance-Kriege (1494-1559)

1422 ARBEDO BIS 1515 MARIGNANO

Karte der Ennetbirgischen Vogteien der Alten Eidgenossenschaft 1403-1798


1422 SCHLACHT BEI ARBEDO

Sieg des Herzogtums Mailand über die Eidgenossen

  • Francesco Bussone da Carmagnola (condottiere) besiegte die Eidgenossen und Leventiner bei Arbedo.
  • Filippo Maria Visconti (1392-1412-1447), Herzog von Mailand, war der letzte Visconti in männlicher Linie. Ihm folgte, nach der kurzlebigen ambrosianischen Republik, 1450 Francesco I Sforza (1401-1450-1466), der 1441 Filippos uneheliche Tochter Bianca Maria Visconti (1424-1468) geheiratet hatte.

Schlacht bei Arbedo, aus der Tschachtlanchronik 1470

Filippo Maria Visconti (1392-1412-1447), Herzog von Mailand, auf einer Medaille Pisanellos

Porträt von Francesco Bussone da Carmagnola von Antonio Maria Crespi (1613-1621)

1449 SCHLACHT BEI CASTIONE

Sieg der ambrosianischen Republik Mailand über die Eidgenossen

  • Giovanni della Noce (condottiere) besiegte die Urner und Leventiner.
  • Francesco I Sforza (1401-1450-1466) beseitigte ein Jahr später die ambrosianische Republik und wurde Herzog von Mailand.

Francesco I Sforza (1401-1450-1466), Herzog von Mailand, mit seinem alten Condottiere-Hut, Porträt von Bonifacio Bembo um 1460

Wappen der Familie Sforza


1478 SCHLACHT BEI GIORNICO

Erfolg der Eidgenossen und Leventiner. Das mailändische Heer war gezwungen den Rückzug anzutreten.

Eidgenossen und Leventiner:

  • ca. 600 Mann
  • Heerführer: Frischhans Theiling aus Luzern und Capitano Stanga aus Giornico. Sie sperrten das Tal bei Giornico. Die Mailänder mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Mailand:

  • ca. 10‘000 Mann
  • Heerführer: Marsilio Tore

Briefmarke der schweizerischen Post 1940

1487 SCHLACHT BEI CREVOLA

Sieg des Herzogtums Mailand bei der Brücke von Crevoladossola

Mailand:

  • Heerführer: Renato Trivulzio, Giovanni I Borromeo, Giovanni Pietro Bergamino (Condottiere)
  • Gian Galeazzo Sforza (1469-1476-1494) war Herzog von Mailand.

Walliser:

  • ca. 6‘000 Mann
  • Heerführer: Albin von Silenen, Jost von Silenen, Fürstbischof von Sitten

Gian Galeazzo II Maria Sforza (1469-1476-1494) als Heiliger Sebastian, Porträt von Leonardo da Vinci, um 1483


1500 VERRAT VON NOVARA

Abzug der Verteidiger von Novara

Verteidiger:

  • 6‘000 Eidgenossen und Ludovico Maria Sforza Il Moro (1452-1494-1508), Herzog von Mailand

Belagerer:

  • Das Heer von Louis XII, Roi de France (1462-1498-1515), belagerte Novara mit 10'000 Eidgenossen.

Die Verteidiger von Novara konnten unbehelligt abziehen. Sie wollten Ludovico Sforza Il Moro als Söldner verkleidet mitnehmen. Hans Turmann aus Uri verriet Ludovico Sforza für 200 Kronen. Der Herzog von Mailand starb 1508 im Verliess des Château de Loches.

Louis XII, Roi de France (1462-1498-1515) beanspruchte das Erbe der Visconti. Er war ein Enkel der mailändischen Prinzessin Valentina Visconti (1368-1408). Sie ihrerseits war Tochter von Gian Galeazzo Visconti (1351-1385-1402) und der französischen Prinzessin Isabelle de Valois (1389-1409).

Ludovico Maria Sforza Il Moro (1452-1494-1508), Goldmünze

Louis XII (1462-1498-1515), Roi de France, Reiterstandbild an der Fassade des Château de Blois

Valentina Visconti (1368-1408), Statue von Victor Huguenin im Jardin du Luxembourg, Paris, 1843

Gian Galeazzo Visconti (1351-1385-1402), Herzog von Mailand, Vater von Valentina Visconti


1512 ERSTE SCHLACHT VON PAVIA

Sieg der Eidgenossen über das Heer des französischen Königs Louis XII (1462-1498-1515)

  • Die Eidgenossen waren Teil der von Papst Julius II im Jahre 1511 geschmiedeten Heiligen Liga gegen Frankreich. Sie umfasste zunächst die Eidgenossen, das Königreich Aragon und die Republik Venedig. Etwas später schloss sich dann auch Heinrich VIII aus England an, der mit einer Tochter des aragonesischen Königs verheiratet war. Im folgenden Jahr (1512) kündigte Kaiser Maximilian I sein Bündnis mit Frankreich. Zum Zeitpunkt des Todes von Papst Julius II (März 1513) verliess die Republik Venedig die Heilige Liga von 1511 und schloss sich Frankreich an.

Eidgenossen:

  • Heerführer: Ulrich von Hohensax (ca.1462-1538)
  • Papst Julius II (1443-1503-1513) beschenkte die eidgenössischen Kantone mit den Juliusbannern. Die Basler erhielten zusätzlich den goldenen Baselstab. Den Eidgenossen verlieh Julius II den Titel „Beschützer der Freiheit der Kirche“ und schenkte ihnen zwei Fahnen (verloren), ein Schwert (Landesmuseum Zürich) und einen Hut (verloren).

Frankreich:

  • Heerführer: Louis de la Trémoille. Gaston de Foix, der Sieger der Schlacht bei Ravenna 1512, eine vernichtende Niederlage für die Heilige Liga von 1511, war in Ravenna gefallen. Kurz nach Ravenna traten die Franzosen in Pavia gegen die Eidgenossen an.

Herolde von Papst Julius II mit gesegnetem Hut und Schwert

Banner des Kirchenstaats mit den Schlüsseln Petri


1513 SCHLACHT VON NOVARA

Eidgenössischer Sieg über das Heer des französischen Königs Louis XII (1462-1498-1515)

Eidgenossen:

  • ca. 10‘000 Mann
  • Heerführer: Ulrich von Hohensax
  • Verluste: ca. 2‘000 Mann

Frankreich

  • ca. 11‘000 Mann, 28 Geschütze
  • Heerführer: Louis de la Trémoille
  • Verluste: ca. 7‘000 Mann

Ulrich von Hohensax (1462-1538), Oberbefehlshaber und Söldnerführer, Wappenscheibe 1507


1515 SCHLACHT BEI MARIGNANO/MELEGNANO

Sieg des französisch-venezianischen Heeres über die Eidgenossen und Massimiliano Sforza (1493-1512-1515-1530). Er war Herzog von Mailand von 1512 bis 1515.

Frankreich und Venedig:

  • ca. 45‘000 Mann, ca. 74 schwere Kanonen
  • Heerführer: François I (Roi de France 1494-1515-1547), Gian Giacomo Trivulzio (Guelfi), Bartolomeo d’Alviano (Venezianer)
  • Verluste: ca. 6‘000 Mann

Eidgenossen und Massimiliano Sforza

  • ca. 22‘000 Mann, fast ausschliesslich Eidgenossen nahmen an der Schlacht teil. An einem Flügel die Basler und Luzerner, in der Mitte die Innerschweizer, am andern Flügel die Zürcher. Vor der Schlacht verhandelte François I mit den Eidgenossen über einen Abzug aus der Lombardei und hatte dafür Geldbeträge in Aussicht gestellt. Die Berner, Freiburger und Solothurner wie auch weitere kleinere Kontingente der Eidgenossen machten davon Gebrauch. 10‘000 Eidgenossen vor allem die Berner, Freiburger und Solothurner verliessen die Lombardei vor der Schlacht. Sie liessen sich das Geld vertraglich zusichern.
  • Heerführer: Kardinal Schiner (Bischof von Sitten), Marx Röist (Bürgermeister von Zürich), Werner Steiner (Ammann von Zug). Der erfolgreiche Oberbefehlshaber der Eidgenossen, Ulrich von Hohensax, (1512 Sieg bei Pavia, 1513 Sieg bei Novara) war erkrankt. Er konnte die Führung der Schlacht nicht übernehmen.
  • Verluste: ca.14‘000 Mann

Nach der Niederlage von Marignano verzichtete die Eidgenossenschaft auf militärische Interventionen in Oberitalien. Das Söldnerwesen blühte auf. Viele europäische Fürstenhöfe statteten sich mit Söldnertruppen aus den eidgenössischen Kantonen aus.

Schlacht bei Marignano, Miniatur auf Pergament, dem Maître à la Ratière zugesprochen, 1515

Porträt von François I (1494-1515-1547), Jean Clouet, aus dem Jahre 1527

Gian Giacomo Trivulzio, italienisch-französischer Heerführer, Marschall von Frankreich

Massimiliano Sforza (1493-1530), Herzog von Mailand von 1512-1515, Porträt auf Pergament von Giovanni Ambrogio de Predis, ca. 1499

Kardinal Matthäus Schiner (1465-1511-1522)

Quellen: Klaus Schelle: Die Sforza. Bauern-Condottierri-Herzöge. Geschichte einer Renaissancefamilie. Stuttgart; Peter Dürrenmatt: Schweizer Geschichte, Hallwag, Bern 1959, Schweizer Druck- und Verlagshaus AG, Zürich, 1963; Kuno Müller: Frischhans Theiling: Der Held von Giornico, herausgegeben vom Stadtpräsidium Luzern, 1970; Francesco Bianchini: Le cose rimarchevoli della città di Novara: procedute da compendio storico, Novara, 1828; Hans Rudolf Kurz: Schweizerschlachten, Francke Bern 1977; Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst. Die Neuzeit. Nikol, Hamburg 2003; Walter Schaufelberger: Marignano. Strukturelle Grenzen eidgenössischer Militärmacht zwischen Mittelalter und Neuzeit, Frauenfeld 1993; Christine Shaw: Julius II. The Warrior Pope, Oxford 1993.

Genereller Kommentar zu den Quellen: für Einzelquellen vide Textbeiträge. Aus dem Internet wurden nur Angaben berücksichtigt, die in der deutschen u/o englischen u/o französischen Fassung aufgeführt und mit entsprechenden Primärliteraturdaten versehen sind.